Gedankenwelten
von Jürgen Kammerl

Meine Person

Jürgen Kammerl wurde 1962 in Straubing (Ndb.) geboren. Heute wohnt er in Darmstadt (Hessen). Nach seinem Schulabschluss absolvierte er erfolgreich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Durch interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen arbeitete er im Nachhinein als technischer Redakteur in der Dokumentationsabteilung für Prüfmaschinen. Von 1993 bis 1997 absolvierte er erfolgreich ein Maschinenbautechnikerstudium in Teilzeitform in Darmstadt. Danach war er in der mechanischen Konstruktion im Bereich Anlagenplanung tätig. Heute ist er als technischer Exportkontrollbauftragter tätig.

Mit 45 Jahren begann er erst mit dem Schreiben, obwohl es ihm aus beruflicher Sicht lag, da er als technischer Redakteur Bedienungsanleitungen für Prüfstände verfasste.


Wie bin ich zum Schreiben gekommen?

Das ist schon eine gute Frage! Bis heute kann ich es nicht glauben, wie ich zu dieser Erleuchtung kam. Bis zu meinem 45.Lebensjahr jedenfalls war es für mich undenkbar, selbst Bücher zu schreiben, obwohl ich schon seit Kindheitsbeinen nach etwas gesucht habe, das ich tun möchte, das ich wirklich tun möchte. Vor meinem 44. Lebensjahr war es der funktionale Großmodellbau, den ich in meiner knappen Freizeit betrieb, aber auch irgendwie nicht zufrieden stimmte. Nun, was hat mich letztendlich zum Schreiben gebracht?

Es waren zwei Schlaganfälle, die ich im Jahr 2006 mit 44 Jahren erleben musste und fast ohne Probleme überlebte. Das Ergebnis war der Verlust meines bisherigen Lebens und meiner Persönlichkeit, durch die komplette "Löschung meines Gedächtnisses".

Es fing also alles an mit einer Art Selbsttherapie, in dem ich alles zu Papier brachte, was mir damals durch den Kopf ging. Ich setzte mich also vor den PC und schrieb Seite für Seite meine Gedanken nieder. Ob es positive Dinge oder auch negative Dinge waren, die mein Leben prägten, alles wurde notiert. Da ein Abspeichern im Langzeitgedächtnis damals nicht möglich war, musste ich mir so helfen. Schließlich kam ich auf die Idee, die bisherigen gesammelten Informationen zur Unterstützung anderer Schlaganfallbetroffener und zum Erfahrungsaustausch zu Veröffentlichen.
Das war der zündende Funke, der mich damals zum Schreiben brachte und mein erstes Buch im Jahr 2008 zum Vorschein kam. Oder haben sich vielleicht neue Synapsen in meinem Gehirn gebildet und verbunden, um mir dies zu ermöglichen?

Wie dem auch sei, seit 2008 bin ich aktiv beim Schreiben. Zurzeit arbeite ich an meinem ersten Liebesroman, der in Bälde im Buchhandel erscheinen wird. Auch viele Gedichte und Kurzgeschichten gehören zu meinem Repertoire.

Bewege ich mich immer im selben Genre?

Nun ja, anfänglich war es mein Ziel, meine stetigen Erfahrungen mit dem Krankheitsbild Schlaganfall, all seinen Aspekten und Einflüsse ins Leben nieder zu schreiben. Wenn man mal von „Schicksal“ absieht, das in all meinen bisherigen Geschichten eine Rolle gespielt hat, habe ich nun den Pfad der Ratgeber verlassen.

Heute schreibe ich Liebesgeschichten, Liebesgedichte und drifte auch hin und wieder gerne in die Jugendbuchecke ab mit der Buchreihe "Bob und Susi". Für mich ist immer das Wichtigste, dass Geschichten, egal wie utopisch der Plot auch sein mag, real erscheinen und die Charaktere authentisch wirken. Auch wenn hierbei die Akteure Stofftiere sind.

Das einzige Genre, das mich bisher überhaupt nicht gereizt hat, ist Krimi. Vermutlich, weil ich mich als Leser auch nie dafür begeistern konnte. Dafür aber schaue ich mir gerne Krimiserien im Fernseher an. Mein persönlicher Favorit: "Die Rosenheim Cops oder Heldt".

Wann und wo schreibe ich?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Oder vielleicht kurz gesagt, immer dann, wenn ich Inspirationen bekomme. Meistens aber bekomme ich meine kreative Phase nachts, kurz vor dem Einschlafen. Also sobald überall die Lichter ausgehen, erhellt sich meine Gedankenwelt. An manchen Tagen aber auch tagsüber, wenn ich mich in absoluter entspannter Atmosphäre bewege. Wenn ich schreibe, dann muss ich voll und ganz in die Geschichte eintauchen und mich in die Charaktere einfühlen können – und das geht bei mir meist nachts. Je ruhiger die Welt um mich herum ist, desto lauter die Gedankenwelten in meinem Kopf.

Das „Wie“ ist etwas schwerer zu beantworten. Eigentlich kann man Schreiben gut mit einer Liebesbeziehung vergleichen. Am Anfang macht man die Nächte zum Tag, alles ist gut, alles ist schön …
Und nach einer Weile lernt man die Macken des Partners kennen, entdeckt auch vorher unbekannte Macken an sich selbst und kommt zu der Erkenntnis, dass eine Beziehung nicht nur Spaß, sondern auch jede Menge harte Arbeit bedeutet. Genauso verhält es sich beim Schreiben. Als ich mit meinem ersten Buch anfing, dauerte es von der Idee bis zum ersten Satz nur wenige Stunden. Eine Woche später standen bereits die ersten fünf Kapitel und in drei Wochen war es fertig.

Für mich dient als Stütze zum Schreiben eines Buches auch eine Art Drehbuch. Das heißt, ich entwerfe hierzu einen Charakterplan der darin vorkommenden Personen. Kurzum, ich plane viel mehr im Vornherein, lass die Charaktere in meinem Kopf reifen, entwickle ein Gefühl für die Geschichte und muss die Gesamtstruktur sowie viele der einzelnen Kapitel kennen. Natürlich kommt beim Schreiben selbst noch eine Menge dazu oder aber es verändert sich etwas an der Handlung. Hauptsächlich deswegen, weil die Charaktere – so geht es mir jedes Mal – sich ab drei, vier Kapiteln komplett verselbstständigen und das Ruder übernehmen.

Irgendwann werfe ich eigentlich nur noch die Ideen und Schauplätze ein, und die Charaktere erledigen den Rest.
Meine Planungen finden größtenteils im Kopf oder auf Notizzetteln statt, mit einer Sauklaue, die wohl nur ich selbst entziffern kann. Letztendlich hat sich Schreiben bei mir zu einer Mischung aus Planung und Intuition entwickelt. Kreativität muss man Raum zum Atmen lassen, sobald man sie zu sehr einengt, stirbt sie. An meiner Schreibtechnik hat sich natürlich auch einiges geändert. Manchmal wundere ich mich selbst über meinen Ideenpool, ja man könnte meinen in meinem Kopf ist ein Brunnen, der anstatt Wasser, Ideen zu Tage fördert.

Inzwischen habe ich natürlich viel dazu gelernt, bin sehr selbstkritisch geworden, lege großen Wert auf Formulierungen, flüssigen Satzbau und viele andere Kniffe, die ich mir in den Jahren angeeignet habe. Jeder Satz wird durchdacht, schließlich sind Sätze die Mosaiksteine, die am Ende das Gesamtbild ergeben.
Sätze müssen klingen, nur so entsteht eine Melodie. Aber auch der Humor darf dabei nicht fehlen. Der Aufwand, den ich heute bei meinem Roman betreibe, ist mit den Ratgebern von damals nicht mehr zu vergleichen. Schreiben wird für mich immer eine Herausforderung bleiben, weil man niemals ausgelernt hat.

Gibt es Pläne für weitere Bücher?

Aber natürlich gibt es die. Auch wenn mein Liebesroman sich leider dem Ende nähert und kurz vor der Veröffentlichung steht, habe ich die Überlegungen, mich wieder intensiv dem Thema Romane zu widmen und meine Buchreihe "Bob und Susi" mit weiteren Bänden zu vervollständigen. Denn ihre Abenteuerlust ist unvorstellbar groß.

Gründe dafür gibt es viele. Zum einen möchte ich aber das Thema nicht ausschlachten. Nein, viel mehr, ist es eine Art begeisterte Motivation, die mich dazu bringt, meinen Ideenbrunnen sprudeln zu lassen und die Stofftierprotagonisten weiterleben zu lassen. Wenn ich einen 4. Teil der Buchreihe schreibe, dann nicht nur aus purer Überzeugung, sondern aus Freude und Motivation und weil ich nicht nur betroffenen Menschen mit Schädel-Hirnverletzungen damit neue Erfahrungen näherbringen möchte.

Es sind durchaus noch viele Ideen für eine Fortsetzung, also einem fünften und sechsten Band vorhanden und andere interessanten Themen, die das Leben beeinflussen. Andererseits kann ich mich noch nicht klar entscheiden, ob diese buchwürdig sind oder nicht. Aber eins nach dem anderen.

Die Buchreihe "Bob und Susi" basiert also auf Kinder-/ Jugendbücher, das den kleinen Rackern den Schlaganfall oder gar Schädel-Hirntrauma näherbringen soll. Aber auch für Erwachsene sind diese Bücher lesenswert. Hierzu werden die Charaktere bzw. die Protagonisten, die in der Buchreihe "Bob und Benny" oder "Bob und Susi" vorkommen, mit Stofftieren ersetzt, um so den Leserinnen und Lesern auf humorvoller Weise für das ernste Thema Schlaganfall oder SHT, ein besseres Verständnis beizubringen.

Erst das Schreiben der Geschichte, die unzähligen Überarbeitungen, die Verlagsanfragen, das Hoffen, das Bangen, die enttäuschenden Absagen, bis hin zum eigenen veröffentlichen durch einen Selbstverlag und alle damit verbundenen Höhen und Tiefen, ist eine immer wiederkehrende Herausforderung. Mein Kopf ist voll mit neuen Ideen, anderen Geschichten und Charakteren, die ich, so fühlt es sich an, in den letzten Jahren in einen Käfig sperren und zum Schweigen bringen musste. Aber wie ist das bekanntermaßen mit Dingen, die man versucht wegzusperren?

Richtig. Sie werden lauter. Immer lauter. Inzwischen kann ich sie nicht mehr überhören. Es gibt so viele Gedankenwelten, die zu Papier gebracht werden wollen. So viele Charaktere, die darauf warten, endlich zum Leben erwachen zu dürfen. Manchmal muss man einfach auf sein Bauchgefühl hören. Und meines sagt mir, dass ich mich jetzt erst einmal einem anderen Werk widmen muss. Wahrscheinlich finde ich danach auch endlich die Klarheit, wie und ob es mit Lukas und Bianca aus meinem Liebesroman weitergeht. Ich wünsche mir von Herzen, dass es mir gelingt, meine Leser auch mit anderen Werken von mir begeistern zu können.

Wer sind meine Lieblingsautoren?

Meine Interessen sind - außer Krimis - sehr weit gefächert. Eigentlich habe ich nur sehr wenige Autoren, die ich zu meinen Lieblingsautoren zählen würde. Diese wären Edgar Allan Poe oder auch Dan Brown. Beide stehen in meiner persönlichen Liste ganz weit oben.

Wie kam es zur Veröffentlichung?

Dazu muss ich erst mal sagen, dass ich, wie jeder andere Autor auch, wenn er sein erstes Buch veröffentlicht hat, über namhafte Verlage geht, um ein breites Publikum zu erreichen. Anfangs habe ich eigentlich nur für mich selbst geschrieben, irgendwann meine Erfahrungen an Freunde, Fachärzte, Therapeuten und Betroffene weitergeschickt und vor rund 12 Jahren schließlich den Schritt ins Internet gewagt. Die Meinungen von Freunden sind schön und gut, aber was man als Schriftsteller braucht, sind objektive Meinungen und nicht zuletzt jede Menge konstruktive Kritik.

Die habe ich zu Hauf und sehr ausführlich bekommen und mich dadurch sehr weiterentwickeln können. Den Weg, einen Verlag zu finden, bin ich natürlich auch gegangen. Leider ist es aber alles andere als einfach, einen Verlag zu finden, schon erst Recht, wenn man sich für ein Genre wie zum Beispiel "Ratgeber" entscheidet, welches auch noch speziell ausgerichtet war.

Man kann sich das ähnlich wie in der der Musikindustrie vorstellen. Es reicht nicht, ein Manuskript bzw. eine Leseprobe inkl. Exposé einzuschicken – was man braucht, sind Kontakte. Das habe ich ziemlich schnell gemerkt, als ich meine Unterlagen wie frisch aus dem Drucker zurückbekam, mit dem Vermerk:
"Passt nicht in unser Programm".
Es wurde daher meist gar nicht erst angeschaut. Das warf bei mir dann eine entscheidende Frage auf:

Ist es das, was ich will?
•    Aber was stattdessen?
•    Ewig weiter im Internet veröffentlichen?
"Bestimmt nicht!" - war meine Antwort.

Dann kam ich auf die Idee, mit BOD (Books On Demand) zu liebäugeln. Schließlich aber rentiert sich das nur bei Büchern, die unter 200 Seiten stark sind. Alles, was darüber hinaus geht, müsste mit einem sehr hohen Verkaufspreis angeboten werden, sonst zahlt man am Ende drauf. Und wer kauft schon ein Buch für 25 Euro?
Meine Ratgeber hatten eine Seitenzahl von je 250 Seiten. Dadurch war das nur die einzige Möglichkeit für mich, meine Ratgeber in den Buchhandel zu bringen, was ich dann auch tat. Haben Sie noch Fragen?

Sehr gerne können Sie mich jederzeit über das Kontaktformular anschreiben.